Es tut mir leid

Es tut mir Leid.

Die letzten 8 Jahre habe ich diese Worte gehasst. Jetzt, mit 32 Jahren und nach viel Leid, Schmerz und Verzweiflung, verstehe ich endlich mein Warum.

Als mein Ex-Partner damals zu mir gesagt hatte, es tue ihm Leid, bin ich regelrecht an die Decke. Nein - ich bin durch die Möbel - das trifft es besser.

Ich habe voller unsäglichem Zorn den Schrank, welchen damals mein Ex-Partner bei uns eingebaut hatte, zertrümmert. Mit Fusstritten. Voller Abscheu. Voller Ekel.

Was ich jetzt - nach all den Jahren - zu erkennen beginne: ich war vollkommen verzweifelt.

Ich war am Ende meines Erfahrungswissens. Ich war voller Scham. Ich war zutiefst traurig und verletzt. Ich hatte Angst, verlassen zu werden.

Doch, da ich Trauer sehr unbewusst zu verurteilen gelernt hatte, widerte mich dieser Satz an. Meine wütende Amazone trat auf meinem inneren Spielfeld an die Front und kämpfte mit gefletschten Zähnen und scharfen Klauen ums Leben.

Als mein Sohn 2.5 Jahre alt war, habe ich ihm weh getan. Ich war so voller Zorn. Erst viel später erkannte ich, welch tiefe Verzweiflung und Scham mich geritten hatten. Welche vernichtenden Selbsturteile. Welche Trauer, weil ich nicht „früh“ genug für meine Bedürfnisse gesorgt hatte.

Erst gestern habe ich meinen Partner angefaucht und mit harten Worten verurteilt. Und zwar laut.

Wenige Minuten später kamen in mir die Worte auf: „Es tut mir Leid.“

Ich hatte selbst nicht für mich gesorgt. Für MEINEN Wunsch nach Verbundenheit mit ihm.

Sehr lange hatte ich keine Reue gekannt. Keine Scham. Keine Angst. Kaum Trauer.

Doch ganz ehrlich - ich habe eine riesengrosse Angst, dass Menschen aus dem Kontakt mit mir treten und mich vollkommen aus ihrem Leben verbannen.

Es ist tatsächlich MEIN Wunsch, die Beziehung zu meinen Liebsten zu pflegen.

Es tut mir Leid, dass ich damals diesen Schrank zertrümmert hatte. Es tut mir Leid, dass ich bei meinem Ex-Partner wieder und wieder sehr viel Verletztheit und Verzweiflung ausgelöst hatte. Das war nie meine eigentliche Absicht.

Es tut mir so unendlich Leid, dass ich meinem Sohn weh getan habe. Dafür finde ich noch immer keine Worte - nach all den Jahren.

Es tut mir Leid und ich bin verunsichert, weil ich gestern meinen Partner hart verurteilt habe.

Ich lerne mich immer mehr selbst kennen.

Da ist

so viel Trauer,

so viel Scham,

so viel Angst

in mir…

So vieles tut mir jetzt Leid...

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